Qualitätshandbuch

Vorwort

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft und Veränderungen sind die Folge ständigen Fortschritts. Menschen prägen die Gesellschaft und werden von ihr geprägt. Die rasante Entwicklung erfordert von Institutionen und Unternehmen eine erhöhte Bereitschaft, sich flexibel und individuell auf neue Anforderungen einzustellen. Auch die Organisation Schule kann hiervon nicht ausgenommen werden. Infolge der Ergebnisse nationaler und internationaler Schulstudien, veränderter Verwaltungsstrukturen und erhöhtem Rechtfertigungsdruck gegenüber allen am Schulprozess beteiligten Personen erscheint ein Paradigmenwechsel an Schulen hin zu mehr Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit unumgänglich.

Seit dem Schuljahr 2010/11 arbeitet unsere Schule mit einem Ganzheitlichen Qualitätsmanagement (GQM) in Anlehnung an das Modell Q2E (Qualität durch Evaluation und Entwicklung). Dieses Modell ermöglicht es, die Qualität einer Bildungseinrichtung im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Unterrichtsqualität und der subjektiven Zufriedenheit aller am Schulprozess Beteiligten zu beurteilen. Im schulischen Qualitätsmanagement werden Befragungen zu innerschulischen Themen durchgeführt und ausgewertet (= Evaluation), um Defizite zu erkennen und Entwicklungsziele ableiten zu können. Aus den so generierten Daten werden Maßnahmen entwickelt, die zu einer stabilisierten oder verbesserten Situation führen (= Schul-Entwicklung).

Das vorliegende Handbuch dokumentiert den Prozess der Qualitätsentwicklung an den BbS J.P.C. Heinrich Mette und stellt die Eckwerte des Qualitätsmanagements dar, nach dem die Schule arbeitet. Es ist kein fertiges Werk, sondern unterliegt kontinuierlicher Anpassung und Fortführung. Es dient somit als Werkzeug und Dokumentation der Schulentwicklung und des damit verbundenen Wissensmanagements. Intern wird es von allen an den BbS J.P.C. Heinrich Mette beruflich Tätigen genutzt, um sich hinsichtlich der Professionalität und Qualität der eigenen Arbeit zu verständigen.

Unser Qualitätshandbuch ist in zwei Teile gegliedert. Im öffentlichen Teil 1 befindet sich eine Beschreibung unserer Qualitätsansprüche und unserer Strategie, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Im internen Teil 2 (Q-Materialien) werden zum einen Prozessbeschreibungen zur Sicherung eines hohen Qualitätsstandards, zum anderen in der Schule standardisierte Abläufe aufgenommen. Hier sind auch schulinterne Materialien und Formulare zu finden.

Wir arbeiten mit diesem Handbuch, das für uns Anleitung und Hilfe auf dem Weg zu einer guten Schule ist.

 

TEIL 1

 

1. Unser Verständnis von einer guten Schule

In der Organisation Schule treffen Menschen verschiedener Generationen, mit unterschiedlichen Erfahrungen, Einstellungen, Wünschen und Hoffnungen aufeinander. Damit ist Schule eine lebendige Einheit, die von ihren Mitgliedern und der Umwelt permanent beeinflusst wird. Diese Einflüsse zu erkennen, zu lenken und zu verarbeiten, so dass der Bildungsauftrag der Institution Schule zur Zufriedenheit aller erfüllt werden kann – das ist unser Verständnis von einer guten Schule.

Aus unserer Leitidee:

Allen Menschen ist es gegeben, sich selbst zu erkennen und klug zu sein. (Heraklit)

ergeben sich zwei Blickrichtungen: erstens betrachten und evaluieren wir fortlaufend die eigene Arbeit, um so Entwicklungsbedarf zu erkennen. Aus der daraus gewonnen Erkenntnis unserer Stärken und Schwächen erwachsen zweitens konkrete Hinweise für kluges Handeln. So wird unsere Schule zu einer lernenden Institution, die in der Lage ist, sich den Herausforderungen einer sich wandelnden Welt zu stellen. Diesen Prozess von Selbsterkenntnis und Schulentwicklung zu steuern ist Aufgabe des Ganzheitlichen Qualitätsmanagements (GQM).

Bei der Betrachtung der Qualität unserer Arbeit orientieren wir uns am Qualitätsrahmen schulischer Arbeit in Sachsen-Anhalt. Als Gliederung dienen die sechs darin festgelegten Qualitätsbereiche und die Rahmenbedingungen. Auf der Grundlage unserer Leitidee haben wir zu jedem Qualitätsbereich einen Leitsatz zu Selbsterkenntnis und einen Leitsatz zu klugem Handeln formuliert. Die daraus resultierenden Ziele sind die Leitlinien unserer schulischen Arbeit.

Konkret manifestiert sich unser Verständnis von einer guten Schule in unserem Qualitätsleitbild.

 

2. Organisation des GQM
Eine klare Organisationsstruktur mit festgelegten Verantwortlichkeiten sind neben einer hohen Akzeptanz im Kollegium die Grundlagen eines schulischen Qualitätsmanagement. Die Entstehung von Maßnahmen zur Feststellung und Optimierung der Qualität müssen transparent, die Aktivitäten im Rahmen das GQM gut verständlich und für alle an der Schule Tätigen hilfreich sein.

2.1      Die Beteiligten

Die Schulleiterin

  • trägt die Hauptverantwortung für die Umsetzung des GQM
  • vertritt nachhaltig die Ziele und Maßnahmen des Q-Managements gegenüber dem Kollegium
  • knüpft die Verbindungen zu weiteren schulischen Funktionsträgern und zum Geschäftszimmer
  • bindet in den Schulleitungssitzungen die Mitglieder der erweiterten Schulleitung in das GQM ein
  • ist ständiges Mitglied der Steuergruppe.

Zur STG gehören weiterhin von der Schulleitung berufene Lehrkräfte. Es wird darauf geachtet, dass die verschiedenen Schulformen und Bereiche der BbS J.P.C. Heinrich Mette in angemessener Weise vertreten sind. Die derzeitigen STG-Mitglieder mit ihren Kontaktdaten sind auf der Homepage zu finden unter: GQM -> Steuergruppe -> Mitglieder.

Die Steuergruppe

  • erhält ihre Aufträge von der Schulleitung
  • diskutiert zielführende Maßnahmen und plant deren Durchführung
  • informiert das Kollegium über Qualitätsprozesse
  • wirbt für die Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen des GQM
  • unterstützt die Lehrenden bei der Umsetzung von Qualitätsprozessen
  • plant und organisiert systembezogene Fortbildungen auf Schulebene, führt sie durch und evaluiert die Ergebnisse
  • führt schulweite (Fokus-)Evaluationen zu Qualitätsaspekten durch, wertet diese aus und erarbeitet Vorschläge zur weiteren Entwicklung der schulischen Arbeit
  • unterstützt die Fachbereichskonferenzen bei der Erarbeitung von bereichs-spezifischen Prozessabläufen und bei der Durchführung bereichsinterner Evaluationen
  • kooperiert mit anderen GQM-Schulen.

Um die in der STG getroffenen Entscheidungen zügig im Schulalltag zu verankern, werden die LeiterInnen der Fachkonferenzen fortlaufend in den Qualitätsprozess eingebunden. Sie nehmen an regelmäßig von der STG durchgeführten systembezogenen Fortbildungen teil. Ziel dieser gemeinsamen Beratungen oderFortbildungen ist die Erarbeitung von Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung unter Berücksichtigung der Spezifik der einzelnen Schulformen und Standorte.

2.2      Jahresarbeitsplan der Steuergruppe

Der Jahresarbeitsplan wird zu Beginn des Schuljahres von der STG beschlossen und zu Beginn des Kalenderjahres aktualisiert. Der Plan ist für die Schulmitglieder einzusehen unter GQM -> Steuergruppe -> Aktuelles.

2.3      Zielvereinbarung mit dem Landesschulamt

Die Zielvereinbarung zwischen unserer Schule und dem Landesschulamt hat den Fokus auf die Qualitätsentwicklung gelegt. Sie beschreibt Schritte zur Verbesserung der Qualität des Lehr- und Lernprozesses, der schulischen Rahmenbedingungen sowie des Ausbaus des innerschulischen Qualitätsmanagements. Die aktuelle Zielvereinbarung ist einzusehen unter: Unsere Schule -> Schulentwicklung -> Zielvereinbarung.

 

3. Qualitätsstrategie

Qualitätsmanagement ist kein Selbstzweck. Es zielt auf eine möglichst gute Förderung der intellektuellen, emotionalen und sozialen Entwicklung der Lernenden und eine möglichst zufrieden stellende Arbeitssituation für alle an der Schule beruflich Tätigen.

GQM setzt auf die Verantwortung der Akteure: Lehrkräfte und Lernende sind für die Qualität von Bildungsprozessen verantwortlich. Das Qualitätsmanagement fördert und unterstützt die Bemühungen eines jeden Schulmitgliedes.

3.1      Feedback

Feedback (FB) ist ein wesentliches Instrument des Qualitätsmanagements an Schulen. Es ist ein Instrument des individuellen Lernens: Es dient der persönlichen, unterrichtsbezogenen Qualitätsentwicklung. Die erfahrungsbezogene Rückmeldung von Seiten der Lernenden und von Kolleg/innen unterstützt die Selbstbeurteilung und trägt damit zur Optimierung der Unterrichtspraxis der Lehrkraft bei.

Auf der individuellen Ebene hat FB den folgenden Nutzen: Es …

  • schärft den Blick für die verschiedenen Aspekte von „gutem Unterricht“ und fördert die Unterrichtskompetenz der Lehrkraft
  • unterstützt bei der Entwicklung von Offenheit und Sensibilität
  • trägt bei zur Entwicklung einer reflexiven Berufspraxis und befähigt die Lehrkraft, die Unterrichtspraxis zu verändern
  • erhöht die Gesundheit und Arbeitszufriedenheit der Lehrkraft.

Auf der schulischen Ebene hat FB den folgenden Nutzen: Es…

  • fördert das gegenseitige Verständnis und die gegenseitige Unterstützung in der täglichen Arbeit
  • erhöht die Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften untereinander und zwischen den Lehrkräften und Lernenden und verbessert damit das Schulklima und die Schulkultur
  • es führt zu einer Weiterentwicklung von Schul- und Unterrichtsqualität
  • es trägt bei zur beruflichen Professionalisierung.

FB ist trotz der genannten Chancen immer noch ein sensibles Feld im Schulalltag: Es betrifft eine Person im Ganzen und fördert immer auch Aspekte zu Tage, die für die betroffene Person ggf. „kritisch“ sind. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Gelingensbedingungen für wirksames FB bekannt sind und eingehalten werden. Dazu wurden durch die STG umfangreiche Materialien (Q-Handbuch à Q-Materialien) erarbeitet, die den Lehrkräften zur Verfügung stehen. Die Verantwortung der Lehrkraft besteht darin, aus den Ergebnissen der Befragung Maßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtspraxis abzuleiten. Im Bedarfsfall kann sie dabei Unterstützung von Mitgliedern der STG verlangen.

Die Teilnahme am Feedback wird jährlich durch die Schulleitung ausgewertet, dokumentiert und dem Kollegium zur Kenntnis gegeben.

Bei nicht durchgeführten Individualfeedbacks entsprechend des Gesamtkonferenzbeschlusses  reagiert die Schulleitung gemäß dem Konzept zum Umgang mit Qualitätsherausforderungen.

3.2      Arbeit der Fachbereiche mit dem Qualitätsleitbild

Das Qualitätsleitbild der Schule dient als übergeordneter Orientierungsrahmen unserer personellen, organisatorischen und unterrichtlichen Entwicklung. Für eine basisorientierte Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit legen wir auf der Umsetzungsebene besonderen Wert auf die individuelle Arbeit der Fachbereiche mit dem Leitbild. Dabei planen deren Mitglieder in Eigenverantwortung fachbereichspezifische Maßnahmen zur Umsetzung der abgeleiteten Erfolgsindikatoren. Mit Unterstützung der Steuergruppe werden die durchgeführten Maßnahmen evaluiert und ggf. optimiert. Somit trägt die Arbeit der Fachbereiche zu dem Ziel bei, unsere Schule als selbstlernende Organisation zu etablieren und die Eigenverantwortung der Lehrkräfte im Sinne partizipativer Teilhabe und persönlicher Identifikation an und mit dem Schulentwicklungsprozess zu stärken.

 

3.3      Mitarbeitergespräche

Im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses stellt das Mitarbeitergespräch ein zentrales Instrument der Personalentwicklung dar und wirkt sich zudem maßgeblich auf die Bereiche der Unterrichts- und Organisationsentwicklung aus.

Im Mitarbeitergespräch geht es um die wesentlichen Kernfragen der persönlichen Entwicklung und die Zusammenarbeit mit den am Schulprozess beteiligten Personen.

Der offene und vertrauensvolle Austausch bietet den Schulleitungsmitgliedern die Chance, mehr über Interessen, persönliche Entwicklungsvorhaben, individuelle Erfolge und aufgetretene Problemstellungen der einzelnen KollegInnen wahrzunehmen.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines vertraulichen Rahmens und einer angemessenen Gesprächsdauer.

Ziel des Mitarbeitergesprächs ist es, durch individuelle Zielvereinbarungen Möglichkeiten zur Förderung der Eigenverantwortung der Lehrkraft im Rahmen der Lösung gesamtschulischer Aufgaben aufzuzeigen und abzuleiten.

3.4      Fortbildung

Fortbildung ist eine wesentliche Komponente der Personalentwicklung. Für die Fortbildung gilt neben den rechtlichen Vorgaben das schuleigene Fortbildungskonzept

3.5      Pilotgruppenarbeit

Die Entwicklung der Schule erfolgt über definierte Entwicklungsvorhaben und Projekte in Regie der Schulleitung, der STG oder einer Pilotgruppe. Hierfür werden seit dem Schuljahr 2013/14 Kollegenteams eingesetzt, die an schulspezifischen Aufgaben arbeiten. Die zu bearbeitenden Themen und das erwartete Ergebnis werden in Kooperation zwischen Schulleitung und STG festgelegt. Entwicklungsprojekte werden inhaltlich abgeleitet aus

  • veränderten Vorschriften
  • äußeren Vorgaben
  • Evaluationen des Schul- bzw. Qualitätsleitbildes und
  • erkannten Qualitätsproblemen.

Für die einzelnen Projekte werden klare Ziele beschrieben, ein Zeitplan aufgestellt und Verantwortlichkeiten festgelegt. Die Arbeit der Pilotgruppe ist zeitlich begrenzt. Am Ende des Projektzeitraums muss ein Ergebnis vorgelegt werden. Die Teilnehmer erhalten nach erfolgreichem Abschluss ein Zertifikat für ihr Qualifizierungsportfolio.

Die Berufung der Mitglieder obliegt der Schulleiterin in Kooperation mit der STG-Leiterin. Die derzeit arbeitenden Pilotgruppen sind zu finden unter: GQM -> Q-Management -> Pilotgruppen.

3.6      Interne Evaluation

Die Umsetzung der Qualitätsansprüche auf der institutionellen Ebene wird durch regelmäßige Evaluationen überprüft. Diese Evaluationen sind neben den Feedbackverfahren und der Fortbildung, die sich auf die individuelle Professionalität beziehen, das wesentliche Instrument zur Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung. Eine Übersicht zu bereits durchgeführten Evaluationen sowie deren Ergebnisse werden intern unter dem Menüpunkt GQM -> Q-Management -> Evaluation veröffentlicht.

3.7      Umgang mit Herausforderungen

Herausforderungen im Schulleben können in unterschiedlicher Form zutage treten:

  • Durch eine schulinterne Evaluation wird ein Qualitätsdefizit erkannt
  • Unmutsäußerungen von am Schulleben Beteiligten deuten ein Problem an
  • Lernende geraten in Konflikt mit einer Lehrkraft
  • Meinungsverschiedenheiten im Kollegenkreis können nicht gelöst werden

Sie bergen ein Potenzial für Schulentwicklung und werden an unserer Schule zur Verbesserung und damit zur Stärkung der Zufriedenheit genutzt.

Um konfliktträchtige Situationen zu klären, bedarf es neben eines offenen und vertrauensvollen Miteinanders klarer Lösungswege. An den BbS J.P.C. Heinrich Mette existieren klar strukturierte Verfahrensweisen, wie mit Herausforderungen umzugehen ist.

Aus unserem Leitbild und den Ansprüchen an Selbsterkenntnis und Klugheit ergeben sich, fortführend für alle Ebenen schulischer Arbeit, handlungsleitende Richtlinien für den Umgang mit Herausforderungen:

  • Wir erkennen, dass Beschwerden Äußerungen von Unzufriedenheit darstellen, die sich aus nicht erfüllten Erwartungen und der gemachten Konflikterfahrung ergeben. Somit stehen die Klärung dieser Erwartungen und die Wahrnehmung des Konfliktes durch alle am Prozess Beteiligten im Vordergrund des Lösungsweges.
  • Um tatsächliche Herausforderungen aufdecken zu können und länger schwelende Konflikte zu vermeiden, stimulieren wir Betroffene dazu, den Prozessablauf [Verlinkung zum PA einfügen] „Umgang mit Herausforderungen“ zu verwenden.
  • Im Sinne einer nachhaltigen Schulentwicklung werden alle im Rahmen des Prozessablaufs „Umgang mit Herausforderungen“ bearbeiteten Vorgänge von der Steuergruppe anonym dokumentiert.
  • Um die Wirksamkeit des angewandten Prozessablaufs zu erfassen, wird abschließend um ein Feedback gebeten.